Inspiration

Rückblick auf die sensationelle Bundesliga-Saison der Lilien

VORHANG AUF für Rüdiger Fritsch

Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch mit VORHANG AUF im Gespräch

Foto: Herbert Krämer
Foto: Herbert Krämer

Herr Fritsch, viel war nach dem Klassenerhalt die Rede vom nächsten blauen Wunder, Marcel Heller sprach gar vom achten Weltwunder: Wie sehen Sie den Klassenerhalt jenseits den Metaphern vom Klapprad bei der Tour de France, der kleinsten Geige im Konzert oder dem kleinsten Fisch im Teich ganz persönlich? Wie ging es Ihnen also am 7. Mai, kurz vor 17.30 Uhr im Berliner Olympiastadion?

Ganz nüchtern betrachtet: Unser Klassenerhalt ist unter allen Gesichtspunkten eine Sensation. Im Vergleich zu den Vereinen, mit denen wir im Wettbewerb stehen, haben wir mit Abstand die schlechtesten Bedingungen. Und trotzdem bleiben wir DA! Was wir alle zusammen aus diesem kleinen Verein seit Jahren herausquetschen, ist bemerkenswert. Beim letzten Auswärtsspiel in Berlin sind dann auch bei mir alle Dämme gebrochen. Die letzten Aufstiege habe ich eher nach innen gefeiert.

Wie werden Sie die nächsten Wochen verbringen? Wie sind Sie als Präsident in die anstehenden Kaderplanungen eingebunden?

Die nächsten Wochen werden sicherlich gleich wieder intensiv. Nach der Saison ist vor der Saison. Der nächste Kraftakt muss vorbereitet werden. Aus den rein sportlichen Entscheidungen halte ich mich raus. Die finanziellen Punkte sind selbstverständlich mit mir abzustimmen und müssen in die vom Präsidium vorgebenden Etatvorgaben passen.

Fußball ist ja bekanntermaßen kein Wunschkonzert und so eine Kaderplanung in Darmstadt schon gar nicht. Trotzdem: Wenn Sie sich für die schlagkräftige Truppe für die nächste Saison jemanden wünschen dürften – welcher Spieler wäre das?

Da ich nicht in die sportliche Verantwortung von Dirk Schuster und seinem Team eingreife, ist die Frage bei mir nicht an der richtigen Adresse.

In der regionalen Tagespresse stand in diesen Tagen zu lesen, dass Sie als Vereinspräsident beim Thema Stadionbau „die Geduld verlieren würden“ und „Druck machen“. Trifft das so zu? Was hat Sie an den aktuellen Stadionbau-Debatten so gefuchst?

Foto: Herbert Krämer
Foto: Herbert Krämer

Wir sehen keinen wirklichen und greifbaren Fortschritt des Projektes. Ein zeitgemäßes Stadion ist für einen Profi – Fussballverein die wichtigste Grundlage aller Aktivitäten. Hier müssen Profi- Sportler wenigstens die einfachsten Voraussetzungen vorfinden, um sich dem Kampf auf dem Spielfeld mit Aussicht auf Erfolg stellen zu können. Ich spreche von ein paar Quadratmetern Aufenthaltsfläche, von Duschen die zuverlässig funktionieren, von medizinischen Behandlungsräumen usw. In Bezug auf unsere Fans wäre sicherlich ein Dach über dem Kopf, verbesserte Sanitärbedingungen und ein zufrieden stellender Getränke- und Essenservice nicht falsch. Ich denke, wir reden hier sicherlich nicht von überkandideltem Luxus. Der derzeitige Zustand des Stadions ist leider mittlerweile Lichtjahre vom Normalstandard des 21. Jahrhunderts entfernt. Und die bloße Aufrechterhaltung dieses Zustandes kostet auch noch permanent Geld. Verrückt.

Im September stehen Präsidiumswahlen beim SV 98 an. Haben Sie sich schon entschieden, wieder als Präsident anzutreten? Welche Rolle spielen bei Ihrer Entscheidung der überraschende Klassenerhalt und die leidigen Stadion-Diskussionen?

Ich habe mich noch nicht entschieden. Die sportliche Situation spielt keine Rolle. Ich bin Hessenliga 2007/ 2008 eingestiegen. Ich bin seit mehr als acht Jahren im Präsidium. Das kostet alles viel Energie, Substanz und Zeit.

Zum Schluss noch was Privates: Wo verbringen Sie Ihren Sommerurlaub, wie verfolgen Sie die Fußball-EM und welche Rolle trauen Sie Jogis Jungs zu?

Die EM schaue ich zu Hause mit Freunden. Im Juli werde ich dann mit meiner Frau ein paar Tage mit dem Schiff durchs Mittelmeer schippern. Unserer Nationalmannschaft traue ich durchaus wieder die Finalteilnahme zu.

Herr Fritsch, vielen Dank für das Gespräch VORHANG AUF wünscht Ihnen und Ihrer Familie einen schönen Sommer!


Trainerteam möchte Darmstadt verlassen
Schuster und Franz zieht es zum Liga-Konkurrenten FC Augsburg

Nur wenige Tage nach dem VORHANG AUF-Interview mit Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch haben Lilien-Cheftrainer Dirk Schuster und Co-Trainer Sascha Franz um ihre vorzeitige Freigabe gebeten, um den SV  98 vor Ende ihrer vereinbarten Vertragslaufzeit 2018 verlassen zu können. Liga-Konkurrent FC Augsburg möchte das Darmstädter Erfolgsduo verpflichten.
„Der SV Darmstadt 98 muss sich, vor dem Hintergrund der Vertragslaufzeit bis 2018, nun mit dem Freigabewunsch auseinandersetzen. Dies werden wir in aller Ruhe und mit der gebotenen Seriosität tun“, ließ der Vereinspräsident zum Wechsel-Wunsch des Duos verlauten. Bis Redaktionsschluss gab es zwar jede Menge Spekulationen um die Nachfolge Schusters am Böllenfalltor, Zeitdruck aber verspürt der Präsident wohl nicht: „Der SV Darmstadt 98 wird nicht untergehen, es wird Lösungen geben“, bleibt Fritsch gelassen. red